„Observe & Play“ lautete das Motto des diesjährigen Humus Festivals, nahe der Ostseeküste im wunderschönen Mecklenburg Vorpommern. Fern ab vom nächsten Dorf, in einer alten Sandgrube wurde vom 4. bis zum 11. Juni eine Woche lang die Utopie zur Wirklichkeit. Für ein Experiment zu nachhaltigen Lebensweisen bildete sich an diesem wunderschönen Ort eine Gemeinschaft, welche sich und die Natur wertschätzt und in der es keine Regeln braucht. Mit Erfolg, wie sich zeigte, denn jede*r hatte ein großartiges Gefühl dabei.
Mit dem Ziel, ein selbstorganisiertes Festival zu fairanstalten, waren ca. 100 Teilnehmer angereist und hatten sich zuerst die zauberhaftesten Plätze des weitläufigen Geländes vom Freiland e.V. zum Campen herausgesucht. Mit Hilfe spielerischer Methoden waren alle anfallenden Aufgaben schnell auf die Gemeinschaft fairteilt und jede*r trug wohlwollend einen kleinen Teil der Fairantwortung für alle*s.
Die Gäste stammten überwiegend aus drei Bereichen, in denen man sich mit Selbstorganisation sehr gut auskennt. Permakultur, Wildnispädagogik und Foodsharing. So wollten sich bei diesem Treffen nicht nur die einzelnen Menschen fairnetzen, sondern auch die drei Initiativen, welche alle für einen nachhaltigen Wandel unserer gemeinsamen Lebenswelten stehen.
Nahezu ohne elektrischen Strom, dafür mit einer, auf dem See schwimmenden Sauna feierten die Humus Besucher vorzugsweise die vielen Workshops und Spiele, in denen ihre Kreativität gefragt war, wo bei anderen Festivals oft nur laute Musik, Essen und Trinken im Vordergrund steht. Doch auf Ekstase und Konsum wurde hier keineswegs verzichtet – tiefe Verbindungen, ein starkes Gemeinschaftsgefühl, Wissen und Dinge teilen und gemeinsam für einander sorgen, zusammen singen und musizieren – und niemand langweilte sich.
Auch Kornkreise Dresden hatte zwei Brotbackonisten zum Humus Festival entsandt, um dort Gemeinschafts-Brotback-Workshops zu geben. Als Bäcker ohne Grenzen wollten wir zusammen mit den Teilnehmern Krümeltheater spielen sowie zur Vernetzung der Initiativen beitragen. Insgesamt drei Veranstaltungen hatten wir geplant und wollten am Mittwoch starten. Doch bereits am Montag kurz nach der Anreise zeigte sich, dass dies wohl nicht klappen sollte. Seit dem letzten Humus Festival im vergangen Jahr war der damals errichtete Lehmbackofen eingebrochen und wartete zuerst darauf, neu aufgebaut zu werden.
So fingen wir gemeinsam mit ein paar Helfern an, die Trümmer des alten Ofens zu beseitigen, frischen Lehm abzubauen, ihn mit Sand, Stroh und Wasser zu mischen und einen neuen Ofen aufzusetzen. Das dauerte gar nicht so lang, doch im Anschluss musste er noch einen Tag in Sonne und Wind trocknen und anschließend langsam ausgebrannt werden. So wurde es Samstag, bis wir endlich backen konnten.
Noch nie zuvor wurde bei einem Workshop von Kornkreise mit einem Lehmofen gebacken, noch dazu mit einem selbstgebauten. Diese Premiere haben wir fortan gefeiert und gebacken, was die Luke hergab.
Während draußen beim Krümeltheater die Teilnehmer die Werte unserer Gemeinschaft und einer glücklichen Welt in den einzelnen Backzutaten sowie im Prozess der gemeinsamen Zubereitung wiederentdeckten, bereiteten andere in der Küche schon einen großen Pizzateig für den Abend zu.
Als es dann noch galt, die Brote für das letzte Frühstück am Sonntag für alle zu backen, war klar, dass wir Nachtschicht schieben werden. Unzählige lustige Brotfiguren, leckere Pizzen und frische Brote entstanden in dieser Nacht, alle wurden satt und das gab uns ein tolles Gefühl!
Leicht übermüdet, die Haut von der Ofenhitze ausgetrocknet, aber voller Elan und neuen Erfahrungen machten wir uns am Sonntagabend dann auf den Heimweg. Nun ist es Zeit, zu reflektieren und sich auf nächstes Jahr zu freuen. Wir sind auf jeden Fall wieder mit dabei, wenn zum Humus Festival eingeladen wird.